Amina Vrana ist diplomierte Pädagogin und Gorazder SEKA-Vereinsfrau der ersten Stunde. Seit fünf Jahren arbeitet sie pädagogisch und therapeutisch mit den Kindern und Jugendlichen im SEKA-Haus. Seit drei Jahren ist sie Teilnehmerin der Fortbildungsreihe ‚Traumatherapie mit der Methode Psychodrama’.
Als ich gebeten wurde, einen kleinen Text über SEKA aus meiner Perspektive zu schreiben, wusste ich sofort, wo ich den richtigen Ort zur Konzentration und Inspiration finde, um über dieses Projekt zu schreiben, in das ich mich mit ganzem Herzen gegeben habe und in dem ich mich so wohl fühle. Ihr werdet Euch fragen: „Wo ist dieser Ort?” - Natürlich ist es das Zimmer für die Arbeit mit den Kindern im SEKA-Haus!
Der Ort, an dem neue Freundschaften entstehen, an dem die schlafenden Herzen der Kinder mit all ihrer Kreativität und ihren vielfältigen Potentialen erwachen.
Das ist ein Ort, wo in dir die Motivation wächst für die verschiedensten kreativen Aktivitäten und das Bedürfnis, dass du dich in all diesen Spielsachen ‚vergräbst’, um noch einmal Kind zu sein.
Vor dem Jahr 2007 habe ich einige Zeit in einer Vorstadt-Grundschule gearbeitet. Diese Arbeit war stressig und für mich viel zu bürokratisch. Alles Mögliche gehörte zu meinen Aufgaben, aber am allerwenigsten die direkte Arbeit mit den Kindern. Als Absolventin der Philosophischen Fakultät, Fachbereich Pädagogik, wusste ich damals nicht, dass ich überhaupt eine Wahl habe, dass es eine Alternative gibt. In dieser Zeit war ich froh, überhaupt eine Arbeit gefunden zu haben.
Allerdings zeigte sich nach einiger Zeit, dass ich - unter diesen Bedingungen - langsam aber sicher dabei war auszubrennen.
In dieser Zeit erkrankte außerdem noch meine inzwischen verstorbene Mutter schwer - und die Sorge um sie, der Druck auf der Arbeit und der meines noch nicht abgeschlossenen Studiums wurden für mich zuviel. Ich gab die Arbeit in der Schule auf - und bis heute bin ich der Meinung, dass dies eine von meinen weisen Entscheidungen im Leben war!
Kurz danach hörte ich, dass sich in Gorazde die Frauenorganisation ‚SEKA’ gründen solle und dass eine Kollegin gesucht werde, die mit den Kindern arbeiten würde. Ich nahm Kontakt zu Esma Drkenda auf und äußerte den Wunsch, in diesen Verein einzutreten. Ich sagte ihr, sie könne auf mich zählen, welche Unterstützung auch immer sie brauchen würde.
Esma lud mich zum ersten Treffen aller Frauen ein, die bereit waren, sich an der Gründung der neuen Organisation zu beteiligen, die die psychologische Unterstützung für Frauen und Kinder zum Ziel hatte.
Einige Tage danach habe ich auch Gabriele kennengelernt (die Leiterin des Projekts SEKA - damals noch auf Brac). Ihre Kraft und Motivation, das Projekt ‚Kuca SEKA’ nach Gorazde umzusiedeln, gaben mir eine solche Energie, dass mein Wunsch, Teil dieses Projekts zu sein, noch größer wurde.
Und alles Weitere hat dann das Schicksal in seine Hände genommen ...
So also bin ich in SEKA seit dem Jahr 2007. Dieses Jahr war für mich besonders - und ich glaube, dass mir SEKA und meine Arbeit dort Glück gebracht haben. In diesem Jahre habe ich auch mein Studium mit dem Diplom abgeschlossen - als wichtige Voraussetzung für meine weitere berufliche Entwicklung.
Seit damals bin ich Jahr für Jahr in dieser Arbeit gewachsen: von der Volontärin in der Arbeit mit den Kindern wurde ich zur professionellen therapeutisch-pädagogischen Mitarbeiterin für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern. Diese Arbeit hat mir neues Wissen, neue Kenntnisse und Erfahrungen gebracht. Die Fortbildungsreihe ‚Traumatherapie’ und die Supervisionstermine haben mir (und das ist noch immer so) sehr geholfen in meiner Arbeit. Dies ist für mich eine einzigartige Gelegenheit, neben der fachlichen Fortbildung auch persönliche Themen zu bearbeiten.
Doch auch unsere internen Team-Fortbildungen und Intervisionen, die wir wöchentlich mit Gabriele haben, geben mir große Sicherheit und Unterstützung. Sie sind für mich gleichzeitig auch ein Feedback, ob meine Arbeit mit den Kindern auf einem guten Weg ist.
Die Kinder sind in dieser Geschichte etwas Besonderes ... Es gibt für mich kein schöneres Gefühl, als in einer Gruppe mit Kindern zu sein, wo diese unverfälschte ehrliche Beziehung untereinander zu spüren ist ... In den letzten fünf Jahren haben viele Kinder und Jugendliche an unseren Aktivitäten teilgenommen. Einige Kinder, die 2007 ins SEKA-Haus kamen, kommen bis heute.
Psycho-edukative Workshops, Einzel- und Gruppentherapien, kreative Workshops, offene Termine, Öko-Projekte mit den Kindern, die Therapeutischen Erholungsaufenthalte (‚Glückstage’) am Meer, die therapeutische Gruppenarbeit mit jugendlichen Mädchen, die Arbeit mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen (Behinderungen) ... - das sind nur einige der Aktivitäten, durch die unsere Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, sich selbst und andere besser kennen zu lernen, sich ihrer Stärken und Fähigkeiten und ihrer Ressourcen bewusst zu werden, Selbstachtung und Selbstbewusstsein zu entwickeln und ihre Kreativität zu entfalten, aber auch vielerlei Themen zu erarbeiten und an konkreten Problemen zu arbeiten. In der Einzelarbeit haben sie auch die Möglichkeit, traumatischen Erfahrungen zu bewältigen.
Eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung, das wünschen sich wohl alle Menschen. Doch die Bedingungen, unter denen Kinder aufwachsen, erschweren dies oft. Kinder sind - besonders in unserer Nachkriegsgesellschaft - vielfachen Belastungen ausgesetzt und sind damit meist alleingelassen.
Unsere Arbeit in SEKA hilft Kindern, sich ihrer eigenen Kraft wie auch der unterstützenden Momente in ihrer Umgebung bewusst zu werden und Strategien und Techniken zu entwickeln, leichter mit Stress umzugehen und Probleme und Krisen zu bewältigen ohne schädliche Auswirkungen für sich selbst oder für andere.
Und während ich hier sitze, wie so oft, in der bunten Vielfalt dieses Zimmers, werfe ich einen Blick zurück auf mein Leben, auf die letzten Jahre. Es gab da auch für mich Krisen und viele Situationen, die mir zuerst negativ erschienen und die sich später doch als segensreich herausstellten. Und ich möchte sagen - ohne die geringste Übertreibung - dass SEKA zu einem guten Teil dazu beigetragen hat; denn durch die Unterstützung und das Verständnis meiner Kolleginnen und durch die Philosophie der SEKA-Arbeit, bin ich durch schwere Momente leichter hindurch gegangen.
Und ich hätte diese Zeilen hier nicht so leicht und von Herzen schreiben können, und würde meine Arbeit hier nicht als so erfüllend erleben, wenn dem nicht so wäre.
Es gibt wenige Menschen auf dieser Welt, die das Glück haben, eine Arbeit zu tun, die sie wahrhaftig lieben. Aber ich kann ohne zu zögern sagen, dass ich den Arbeitsplatz meiner Träume gefunden habe - und ganz offensichtlich auch dieser mich; denn bis jetzt funktionieren wir beide ganz hervorragend! ☺☺☺
Amina Vrana